Klettern Schüsselkar 2023 | © Benedikt Rauh

Alpinklettern Schüsselkar

Donnerstag, 26.10.2023: Prolog

Wie jede ordentliche Jungmannschaftstour beginnt auch dieses Wochenende mit einer nächtlichen Packaktion von Donnerstag auf Freitag. Da die Wangalm leider heute zugemacht hat, bleibt uns nichts anderes übrig als die nächsten Tage zu biwakieren. So wandert neben der Schlosserei noch jede Menge Übernachtungszeug in den Rucksack; bald wird der nächstgrößere Rucksack aus der Ausrüstungskammer gezogen und am Ende haben wir „ganz schöne Raketen beieinand“ (Zitat Johannes). Zu unserem Glück hat sich auch der Wetterbericht zu unseren Gunsten hin entwickelt und so steht einem schönen Wochenende in den Bergen nichts mehr entgegen.

Freitag, 27.10.2023: Der 1. Akt, die Anreise

Sobald es eigentlich los geht, geht bei uns normalerweise gar nichts los. So auch heute. Mit ordentlich Verspätung holen wir Eric an der legendären Donnersberger Brücke ab und starten um 6 von der bayrischen Hauptstadt Richtung Süden. Um 20:30 werden dann unsere wirklich großen Rucksäcke gesattelt und nach 2h  gemütlicher Nachtwanderung erreichen wir unseren Biwakplatz, welchen wir schon bei unserem letzten Schüsselkar Trip ausgekundschaftet haben. Wir beziehen unser Lager unter dem Überhang eines großen Boulderblocks, welcher durch Steinmauern bereits relativ windgeschützt ist. Als allererstes wird der Kocher angeschürt und Nudeln gekocht, doch dummerweise ist die Benzinpumpe von Leos Kocher undicht, was bei Bene den Puls höher treibt, als bei der letzten Forststraßenrampe zur Wangalm mit 25 kg Marschgepäck. Doch zum Glück hat Johannes noch eine Ersatzpumpe dabei und somit ist zumindest das Abendessen für die nächsten Tage gesichert. Während unser Rookie Eric sich fragt, was eigentlich ein „Biwaksack“ ist (Ja, das sind die geheimnisvollen Pakete, welche wie Drogen vor jeder Skitour herumgereicht werden ;-)), schläft Leo wie ein Fakir auf seiner Schaumstoffmatte und Bene turnt auf seiner „Hüpfburg“ (aufblasbare Luftmatratze) herum. Doch gegen 1 geht dann auch die letzte Stirnlampe aus und wir mummeln uns in die warmen Schlafsäcke ein

Samstag, 28.10.2023: Knapp-Köchler

Über Nacht hat es leicht geschneit und es ist wirklich saukalt (außerhalb des Schlafsacks). Ungefähr 5 Sekunden, nachdem irgendjemand gesagt hat „nur noch eine halbe Stunde schlafen“ sind wir wieder im Land der Träume. Erst als die Sonne an unseren Stein leuchtet, schaffen wir es uns aus unseren Daunentüten herauszuschälen. Über gefrorenes Gras geht es in ca. 30min bis zum Wandfuß der Schüsselkarspitze. Die Wände sind immer wieder ein beeindruckender Anblick und wir haben gehörig respekt vor der uns heute bevorstehenden Klettertour. Es sind schon 4 andere Seilschaften da, aber diese wollen alle die Siemens-Wolf/Phantasia im linken Wandteil des Westgratturms klettern. Wir deponieren unsere Rucksäcke am Biwakplatz und queren hinüber zur markanten Platte von „Locker von Hocker“.  Am Rande dieser für uns unmöglich zum Klettern aussehenden Platte schlängelt sich die Route unserer Wahl hinauf. Um kurz nach 12 steigen wir in die Einstiegsrampe der „Knapp-Köchler“ (9Sl., VII) ein. Nach 2 Seillängen einfachen Gelände kommt die erste Plattenquerung. Hier gilt es, ordentlich hinzutreten und schonmal die Füße aufzuwärmen, denn im VIIer Riss der folgenden Seillänge, bei dem es wirklich nichts zum Treten gibt, wodurch rauchende Kletterschuhe vorprogrammiert sind. Der rote Punkt ist hier schon längst ruiniert und so nullen wir ganz ungeniert dem blauen Himmel entgegen, wobei Eric gleich einen Haufen Tricks lernt. Der Stand unter dem Überhang in der 6. Seillänge ist leider im Schatten und so wechselt die Temperatur von T-Shirt Wetter zu Zähne klappern. Nachdem der Überhang überwunden ist, ist es schon kurz nach 3 und so entscheiden wir uns die fehlenden 3 einfacheren Seillängen nicht mehr zu klettern und seilen direkt ab. Nach einer luftigen Abseilfahrt erreichen wir wieder wohlbehalten unsere Rucksäcke. Beim Rückweg zu unserer Höhle machen wir noch einen kurzen Abstecher zur Erinnerungshütte und genießen den Sonnenuntergang. Nach dem Abendessen (Juhuu, mal wieder Nudeln) spielen wir noch eine Runde Schafkopf (3x Überhand gemischt und die Burschen liegen beienander) und dann geht es auch schon wieder zurück in den Schlafsack da wir morgen früher als heute starten wollen.

Fazit: Die Knapp-Köchler ist eine absolut empfehlenswerte Tour im besten Fels, ist aber stellenweise relativ zach (In anderen Berichten wird auch von einer VII+ gesprochen). Zusammen mit der Abseilpiste über die Route ergibt sich bei gutem Wetter ein absoluter Traumtag.

Sonntag, 29.10.2023: Phantasia

Heute ist es am Morgen etwas wärmer (aber immer noch unter 0 Grad) und so starten wir um 9 Richtung Wand. Leider bläst der Föhn mit voller Kraft und so ist es trotz Sonnenschein saukalt am Einstieg. Eingepackt in unsere Gore-Tex Jacken steigen wir deswegen in die Phantasia (6 Sl., V+) ein und verschieben unsere Pläne für die Peters-Harringer auf den nächsten Besuch. Nach dem gestrigen Gang an unserer Leistungsgrenze ist die Route purer Genuss und wir cruisen entspannt bis zum Ausstieg am Westgrat. Unseren Plan, noch über den Westgrat bis zur Biwakschachtel am Gipfel weiterzuklettern verwerfen wir aufgrund eisiger Temperaturen und Schnee auf der Nordseite und  machen uns direkt an den Abstieg über den Westgrat. Am Hubschrauberlandeplatz ist es etwas windgeschützt und so machen wir eine kleine Vesper Pause. Leo meint, dass ihm noch ein Croissant zusteht, weil wer in der Früh kein Müsli gegessen hat, doch der Rest der Gruppe ist sich einig, dass ihm deshalb noch etwas Müsli und kein Croissant zusteht (Unser Menüplan wird eisern eingehalten!). An der Wangscharte bläst uns ein so starker Wind entgegen, dass wir fast Schwierigkeiten haben, unsere Seile runterzuwerfen. Doch auch dieses Problem wird gelöst und so sind wir schon um 2 Uhr wieder an den Rucksäcken. Zurück an unserem Biwakplatz packen wir unser ganzes Zeug zusammen, kochen noch Tee und eine Restesuppe und machen uns anschließend an den Abstieg. Um viertel nach 6 sind wir wieder am Auto und treten den Heimweg an. In Benediktbeuern legen wir noch einen kurzen Stopp bei der Pizzeria ein und kommen um kurz nach 12 wieder in Schwabach an.  Der Bericht soll mit einem kurzen Ausschnitt aus einer unseren zahlreichen geistreichen Unterhaltungen enden:

Bene: Was haben wir am Wochenende gemacht? Zwei Tage unter einem Stein gehaust.

Leo: Um den gleichen Kick zu kriegen kann man sich daheim auch einfach mit einem Hammer auf den Finger hauen und erleichtert sein, dass der Schmerz nachlässt.

Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder ohne Frage!!!

HmlaA die Jungmannschaft