Arco 2023 | © Benedikt Rauh

Arco

Chill and Climb am Garda Weiher

03.10.2023

Mittwoch, 27.09.2023: Anfahrt

„Noch einmal im Warmen draußen klettern“, das war unser Motto als wir uns am Mittwochvormittag am Kreisel in Limbach trafen. Die Vorfreude war groß und nachdem wir unser ganzes Zeug in den zwei Bussen verstaut und uns aufgeteilt hatten, ging es auch schon los. Während sich der eine Bus schon in Richtung Arco aufmachte, führ der andere noch einen kleinen Schlenker bei der Metzgerei des Vertrauens vorbei, um „noch einmal Bratwurstgehäck zu essen, denn das gibt es in Italien nicht“. Nachdem auch dieses Bedürfnis gestillt wurde, wurde nun der Weg in den Süden angetreten. Der erste Bus hatte Glück und fuhr dem Stau davon, während den Bratwurstgehäck-Bus nun das Übel ereilte und die Reifen erstmal stehen blieben. Zum Glück hatte man ja genug Verpflegung dabei… Trotzdem kamen wir abends mit einer knappen Stunde hintereinander in Arco am Campingplatz Zoo an, da der erste Bus noch einen kleinen Abstecher nach Wörgl gemacht hatte, um ein Mitglied vom Bahnhof abzuholen. Dann hieß es erstmal Zelte im Dunkeln aufbauen, was zu einigen Meinungsverschiedenheiten bezüglich der optimalen Platznutzung führte. Am Ende könnten wir uns einigen und ließen den anstrengenden Fahr-Tag mit einer kulinarischen Köstlichkeit (verkochte Nudeln mit Pesto) ausklingen und freuen uns schon auf den morgigen ersten Klettertag!

Donnerstag, 27.09.2023: Parete di San Paolo

Nachdem wir am Mittwochabend gut in Arco angekommen waren und auch die beiden Radlfahrer ein paar Stunden später zu uns stießen, ging es am nächsten Morgen an die umliegenden Routen, damit sich die Finger wieder mit dem italienischen Fels vertraut machen konnten. Das Wetter war Arco-typisch bei ca. 25°C und Sonnenschein gut. Die Seilschaften waren am Abend davor bereits festgelegt worden und so zogen wir hochmotiviert los. Da Leo in der "Fuga dall Hades" (VI, V+) bereits einige Jahre davor, aufgrund suboptimaler Begleitumstände, schlechte Erfahrungen gemacht hatte, wollte er diesen Fluch beenden und schnappte sich Simon und Filip um dem Hades zu entfliehen. Den (Zitat Topo) "weit ausladenden Überhang" am Anfang der Tour meisterte Lee souverän und auch der Rest der Tour stellte für die Dreierseilschaft kein Problem dar. Um dem Namen der Tour („Flucht vor dem Hades“ - steht sinngemäß für die materialistische Welt deren Abhängigkeit der Kletterer entgehen will) gerecht zu werden, entfernte sich glatt ein Schuh vom Karabiner und verabschiedete sich überraschend Richtung Boden. Der Zeitvorteil durch diese Gewichtsersparnis beim Klettern wurde daher im Anschluss leider durch den einbeinig-hüpfenden Abstieg zunichte gemacht. Trotzdem wurde der Barfußpilgerer mithilfe von Motivativationssprüchen des "Toughest Man Alive" (alias David Goggins) bei Laune gehalten. Der Schuh mit der roten Sohle fand am Ende wieder zu seinem Besitzer und so konnte der Abend mit den anderen noch entspannt ausklingen. Emmi, Georg & Till kletterten an diesem Tag die 'Argo' (IV+), und der Rest die 'La cengia rossa' (5b, 5c).

Freitag, 29.09.2023: Corno di Bo und Archangelo

Am Freitag versuchten wir etwas früher aufzustehen, da es für den Großteil der Gruppe nach Corno di Bo gehen sollte, wo die Parkplätze etwas knapp sind. Vier von uns wollten an diesem Tag zur Archangleo (VI+, VII A0) einer Route der „Modernen Zeiten“.
Nachdem die Vier dorthin gebracht wurden ging es los Richtung Corno. Mit dem Ziel, dass alle mindestens fünf Seillängen vorsteigen, wurden dort angekommen schnell die Seilschaften aufgeteilt und in diesen nochmal alles Mögliche von Standplatz bauen bis Fixpunktsichern durchgesprochen bevor mit dem Klettern gestartet wurde. Weil die Routen am Fels nicht so lang und relativ dicht nebeneinander sind konnten alle den Tag über Vorsteigen und Sichern in Mehrseillängen und das Abseilen üben. Einen weiteren Vorteil, nämlich, dass der Einstieg und auch die gesamten Routen sehr einsichtig sind, hat vor allem ein Gruppenmitglied erkannt. Dadurch konnten alle eventuell verlorenen Sicherungsgeräte am Ende wieder mitgenommen werden. Natürlich kamen die Jausen- und Badepausen im noch warmen Gardasee nicht zu kurz.

Zur gleichen Zeit 15 km nördlich in Dro: Der Pfeil nach links beim Routennamen „Archangelo“ wird gekonnt übersehen und sich gleich auf die einladend aussehende Bohrhakenleiter durch eine eigentlich machbar aussehende Platte gestürzt. Zum Glück schicken wir unseren Hakenpiraten Lee vor, denn keiner von uns hebt in der sauglatten Platte auch nur einen cm vom Boden ab. Nach 30m A0 stehen alle ziemlich gepumpt am ersten Standplatz und das erste zwischen Fazit lautet im schönsten fränkisch: „Gar ned amal so leicht für an 5er! Wenns so weitergeht dann gute Nacht!“

Doch zum Glück zweigen wir auf die richtige Route ab und können die wirklich traumhafte Kletterei an unglaublich 3-dimensionalen versinterten Felsstrukturen genießen. Eine wirkliche fünf von fünf Sterne Route!


Als wir früh abends zurück zum Campingplatz kommen, waren die anderen schon da und machten Brotzeit. Diese hatten erfolgreich die Route geklettert und waren anschließend den die 5 km zum Campingplatz gewandert. Nachdem wir die Erlebnisse des Tages ausgetauscht hatten, gingen wir noch eine Runde in den Hottub bevor es Abendessen gab. Danach wurde noch der Plan für den nächsten Tag besprochen, da wir nach dem vielen Üben alle bereit für die nächsten Mehrseillängen waren.

Samstag, 30.09.2023: Parete di San Paolo Round 2

Nach einem gemütlichen Start liefen wir gegen 11 Uhr vormittags los. Wir hatten uns für Routen an der San Paolo Wand direkt beim "Camping Zoo" entschieden. Wozu erst noch Auto gefahren, wenn man auch schon so schöne Routen direkt vor der Nase hat? So stiegen Emmi & Georg sowie Lina & Filip in die Aphrodite (6-, 7 SL); Anna, Till & Fabi und Marit, Simon & Bene in die etwas kürzere Nereidi (5+, 4 SL) ein. Auch Sophie, Johannes & Leo waren motiviert und stiegen in die Ape Maia (7, 7 SL) ein. Schon beim Zustieg sahen wir eine Dreierseilschaft in der dritten Seillänge klettern, aber dachten uns nichts dabei. Johannes spielte die "Rope Gun", während Sophie und Leo nachstiegen. Es lief geschmeidig, weshalb wir zur fünften Seillänge die vor uns kletternde italienische Seilschaft einholten. Einer der Nachsteiger hatte in den beiden 7er Schlüsselseillängen zu kämpfen und rief fast ununterbrochen "Figar". Vermutlich meinte er damit "Figa". Die Bedeutung konnte aber nur gemutmaßt werden. Nachdem wir schon länger gewartet hatten und ein Ausweichen über ein Band auch zu heikel war, blieb uns nichts anderes übrig als zu warten. Schließlich stiegen wir dennoch in die nächste Seillänge ein, was allerdings zu einem etwas vollen Standplatz und Sophies erstem komplett freihängenden Stand 2 Meter unterhalb des eigentlichen Standplatzes führte. Nachdem alle Seilschaften bereits glücklich am frühen Nachmittag am Zeltplatz ankamen, wurde im Fluss gebadet und gechillt. Am Abend gingen wir dann zusammen nach Arco, aßen das gute Eis der Kletterer-Eisdiele und tranken ein paar Bier und Aperol. Natürlich durfte dabei auch das Ausrüstungsshopping, wie zum Beispiel der Erwerb ein paar neuer Totem Klemmgeräte, nicht zu kurz kommen.

Sonntag, 01.10.2023: Colodri, Angelone  Nord und Gardasee

Ganz nach dem Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“, ließen wir auch den heutigen Tag eher… gemütlich starten. Doch kaum hatten wir uns aus unseren Schlafsäcken gequält, standen wir bereits vor der ersten Herausforderung: die tägliche Suche nach dem eigenen Löffel, denn täglich grüßt das Birchermüsli.
Mit Frühstück im Bauch hatten wir die Qual der Wahl: welche Wand darf’s heute sein?
Bei Bene und Leo fiel die Wahl auf Arcos Hausberg, den Colodri. Die beiden bestiegen diesen über die „Via Barbara“ (VI A0).
Die Dreierseilschaft Emmi, Georg und Filip machten sich auf, in „Il cuore d’oro“. Das Herz aus Gold, wie die Tour im Deutschen heißt, ist Kletterei im Bereich VI+, VI-.
Die Schwärmerein der Seilschaften vom Vortag über die „Aphrodite“ haben auch uns, sprich Sophie und Johannes, Fabi und Anna angesteckt. Wir packten also unsere Ausrüstung und machten uns voll Vorfreude auf Klettereien im Bereich VI- auf den Weg. Nach einem sketchy Einstieg wurden wir mit traumhaften Kalkplatten und aussichtsreichen Standplätzen belohnt.
Der Rest der Gruppe entschied sich hingegen für Ausgleichssport. Sie entspannten am Lago di Tenno, einem kleinen See nördlich des Gardasees, der mit seiner türkisblauen Farbe ein echter Hingucker ist.
Und wie es schon Tradition ist, wurde auch dieser Tag mit dem Besuch der Hot Tubs und Saunen abgerundet, bei dem gerne die Erlebnisse des Tages ausgetauscht wurden.
Nach der allabendlichen Löffelsuche 2.0 saßen wir noch lange mit Gnocci und Soße zusammen und genossen den schönen Abend.

Montag, 02.10.2023: Dro

Am letzten Klettertag in Arco machten sich noch einmal 4 Seilschaften mit den Bussen auf den Weg Richtung Dro. Vom Parkplatz am Sportplatz ging es zunächst über kleine Wege durch Olivenhaine, bis der Zustieg langsam schmaler wurde und sich Richtung Wandfuß aufteilte. Emmi und Georg stiegen in die La Luna argentea (VI) ein; Lina und Filip in die Fiaba nel Bosco (VI); Fabi und Johannes, sowie nach einer kurzen Planänderung auch Bene, Anna und Simon in die Diedro Rosso (V+). Nach drei unschönen Seillängen in schlechtem Fels, viel Botanik und alten Sanduhrschlingen gelangte man auf die Kanzel, von der man das erste Mal diese wunderschöne rote Verschneidung sah, welche der Route ihren Namen gab und die ersten drei Seillängen vergessen ließ. In weiteren drei Seillängen ging es in herrlicher Verschneidungskletterei, abwechselnd mit schönen Tropflochplatten, hinauf. Es folgten zwei weitere Längen leichte Kletterei, die sie zum Ausstieg brachten. Von dort aus ging es vorbei an historischen Brennholzseilbahnen über einen Steig zurück ins Tal, wo sie vom Parkplatz aus nochmals die Verschneidung betrachten konnten.

Anschließend ging es wieder zurück zum Campingplatz, um mit der gesamten Gruppe den letzten Abend noch ausklingen zu lassen. Gemeinsam ging es zunächst zum Baden im Sonnenuntergang nach Corno di Bo. Nach einigen spektakulären Sprüngen ins Wasser ging es schließlich wieder zurück Richtung Campingplatz, mit einem kurzen Boxenstopp in einer Pizzeria in Riva, um den letzten Tag mit einem kulinarischen Highlight ausklingen zu lassen.

Dienstag, 03.10.2023: Heimfahrt

Das Aufstehen wurde auf 8 Uhr angesetzt, die "Nachtruhe" variierte teils stark von Person zu Person, dennoch waren alle pünktlich beim Frühstücken, und das große Aufräumen konnte beginnen. Wie immer fehlte jegliche Struktur, und alle widmeten sich zunächst ihren eigenen Sachen. Bei der sogenannten "Materialschlacht" wurde sämtliches Kletter-Material den rechtmäßigen Besitzer*innen zurückgegeben, was sich bei der enormen Menge teilweise als schwierig gestaltete. Schließlich wurden mit gemeinsamer Kraft die Zelte abgebaut, und der schwierigste Teil des Zusammenräumens begann: das Auto-Einladen. Auf der Hinfahrt war dies ziemlich einfach, jedoch mussten nun die Fahrräder unserer zwei "Bike-Packer" mit in den Sprinter, ohne beschädigt zu werden. Am Ende war, wie jedes Mal, dann doch alles in den Fahrzeugen verstaut. Um 11.30 ging es gut gelaunt in Richtung Heimat. Doch auf der Autobahn erwartete uns eine böse Überraschung: Stau. Sobald der Erste überwunden war, folgte auch schon der Nächste, weshalb sich die Autos in einem sehr langsamen Tempo Richtung Brenner bewegten. Im ersten Sprinter war für genug Essen gesorgt, im zweiten hingegen wurde der Hunger mit der Zeit umso größer, was die Stimmung ein wenig dämpfte. Nach dem Brenner blieb die Verkehrslage genauso schlecht, und die eine Hälfte der Gruppe kam nach langen 6 Stunden schließlich in Wörgl an, um eine Teilnehmerin am Bahnhof abzusetzen. Anschließend folgte eine "Döner-Pause", um die Gemüter wieder zu beruhigen, während der andere Bus einen beachtlichen Vorsprung aufbaute, den er bis Schwabach halten konnte. Zum Glück beruhigte sich die Lage nach München. Nach 10 Stunden kamen wir schließlich sehr müde bei Familie Rauh an, wo die Sachen schnell ausgeräumt wurden. Hier endete unsere Arco-Fahrt.

Vielen Dank für die Organisation an Sophie und Hannah.