© DAV Schwabach Ortsgruppe Schwanstetten

Bergtour am Berliner Höhenweg auf das Schönbichler Horn

Zusammen mit 8 Teilnehmern traf ich mich am 05.09.2024 um kurz nach 10.00 Uhr am Parkplatz Breitlahner im Zillertal. Der Bus zum Schlegeisspeicher war für 11.00 Uhr reserviert, aber der unfreundliche Busfahrer nahm uns „ausnahmsweise“ auch schon um 10.30 Uhr mit. Dies sollte sich später noch als sehr vorteilhaft herausstellen.

Nach 20minütiger Busfahrt kam die Gruppe schließlich oben am türkisblauen Schlegeisstausee an. Die Sonne war gerade dabei, sich hinter einer Wolkenschicht zu verstecken und vom hinteren Ende des Tals zogen bereits dichte Regenwolken auf. Also ließen wir nicht viel Zeit verstreichen und wanderten zügig dem Wolkenband entgegen. Laut Wetterbericht sollte es gegen 15.00 Uhr Niederschlag geben.

Der Weg zum Furtschaglhaus auf 2293 m führt entlang des Sees zu dessen Ursprung im Schlegeisgrund. Bis hier war es ein breiter angenehm zu gehender Weg, welcher sich dann jedoch in einen steilen mit zahlreichen Serpentinen durchzogenen Steig verwandelte. Die traumhafte Kulisse konnten wir nicht wirklich genießen, denn die Wolken zogen schnell und bedrohlich in unsere Richtung. Kurz nachdem wir die ersten Höhenmeter im Steig hinter uns gelassen hatten, öffnete der Himmel seine Pforten. Starker Regen und Windböen bis 60 kh/h machten uns das Leben schwer. Die anfängliche gute Laune war erstmal dahin. Vor allem, weil der Regen schon zwei Stunden früher eingesetzt hatte, als es der Wetterbericht angekündigt hatte. Gut, dass wir eine halbe Stunde früher dran waren!

Dank unserer Regenkleidung die uns vor dem Auskühlen bewahrte, kamen wir wohlbehalten und einigermaßen trocken gegen 14.30 Uhr auf dem Furtschaglhaus an. Hier oben auf knapp 2300 m war es inzwischen lausig kalt geworden, die Temperatur fiel in den einstelligen Bereich. Trockene Kleidung und ein heißes Getränk in der Gaststube und sorgten schnell wieder für einen Anstieg der Laune.

Eigentlich war für den Nachmittag noch eine kleine Tour in der Nähe der Hütte geplant, aber der anhaltende Dauerregen erlaubte an diesem Tag keine Außenbetätigung mehr. So verbrachten wir den Rest die Zeit bis zum Abendessen mit guten Gesprächen und einem Nachmittagsschläfchen auf dem Furtschaglhaus. Der Hüttenwirt war sehr angetan von der DAV Ortgruppe Schwanstetten, denn er ist in Herpersdorf aufgewachsen und verbrachte viele Jahre in Rednitzhembach. Deshalb ließ er sich auch nicht lumpen und servierte uns allen am Abend noch eine Runde Schnaps. Laut seinem Wetterbericht sollte es in der Nacht aufhören zu regnen und für den nächsten Vormittags war eine aufgelockerte Wolkendecke vorhergesagt. Mit dieser guten Nachricht (oder Hoffnung) gingen wir erstmal schlafen.

Die Nacht im 9er-Lager war durchwachsen und beim gemeinsamen Frühstück regnete es noch immer. Von den Gletschern und Gipfeln in der näheren Umgebung war durch die dicke Wolkendecke nichts zu sehen. Also ließen wir uns noch etwas Zeit, um dann kurz nach acht Richtung Gipfel aufzubrechen. Gut eingepackt in Regenkleidung stieg die Gruppe durchs Furtschaglkar in Richtung unseres Ziels, das Schönbichler Horn auf 3134 m. Ab der Hälfte der Strecke zum Gipfel wurde es trocken und so allmählich zeigten sich auch einige Bergsgipfel in den Wolkenlücken. Das Schönbichler Horn empfing uns allerdings nicht sehr gastfreundlich. Fernsicht gleich null, ca. 5 Grad Celsius und starker Wind ließen uns die Gipfelbrotzeit hinunterschlingen, um dann gleich den Abstieg weg vom Wind zu beginnen.

Zunächst führte ein drahtseilversicherter, leicht zu kletternder Steig an der Nordosttflanke des Gipfelstocks nach unten auf den Schönbichler Grat. Hier zeigte sich zum ersten Mal unten im Tal unser Tagesziel, die Berliner Hütte. Nach einer ca. zweistündigen Kraxelei über die großen Steinblöcke des Schönbichler Grats, mäanderte sich ein gut präparierter Pfad stetig nach unten. Mittlerweile hatte sich auch das Wetter gebessert und als wir schließlich nach einer mehr als 8stündigen Bergtour auf der sonnigen Terrasse der Berliner Hütte saßen, waren alle Strapazen vergessen. Die Berliner Hütte, erbaut 1878, ist die größte Alpenvereinshütte in Tirol und die erste Berghütte, die unter Denkmalschutz gestellt wurde. Das hat sie vor allem ihrer außergewöhnlich prachtvollen Inneneinrichtung zu verdanken, den holzgetäfelten Wänden, dem fünf Meter hohen Speisesaal und den Kronleuchtern. Eine echte Perle also mitten im Hochgebirge. Die Aussicht auf die umliegenden Dreitausender, Großer Möseler (3480m), Turnerkamp (3420m), die Hornspitze (3254m) und auf die direkt auf die Berliner Hütte zulaufenden Gletscher ließen den Betrachter nur noch staunen.

Wir verbrachten noch einen gemütlichen Abend auf der Hütte und stiegen dann am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein über den Zemmgrund ins Tal zum Ausgangspunkt der Tour ab. Unterwegs legten wir noch einen kurzen Stopp ein, um uns im Gletscherwasser des Zemmbachs zu erfrischen. Beim obligatorischen gemeinsamen Mittagessen im Alpengasthaus Breitlahner ließen wir noch einmal alle Eindrücke auf uns wirken und fuhren dann ohne Stau und ohne Stress gut gelaunt zurück nach Hause.

  • Tourdauer: 05.09.2024 bis 07.09.2024
  • Gesamte Wegstrecke: 20 km
  • Zurückgelegte Höhenmeter: 1444 m

Gerhardt Werner
Leiter Ortsgruppe Schwanstetten