Bike and Ski Karwendel | © Georg Berger

Bike and Ski Karwendel

Ein Skitouren Klassiker im Frühling

30.04.2024

Ende April war es Mal wieder so weit für eine Tour mit dem Rad und den Skiern. Die Bedingungen versprechen bis auf einen Tag super Verhältnisse und so machen wir uns auf ins Karwendel.

Am Ende der Tour hatte ich die Idee Mal einen Tourenbericht aus der Perspektive eines jedes einzelnen zu schreiben. Hoffentlich interessant zu lesen, weil so schnell werden wir wahrscheinlich nicht nochmal drei Berichte für eine Tour schreiben.

Viel Spaß dabei.

 

Donnerstag 25.04.2024: Anreise

Georg

Nun darf's also endlich Mal wieder losgehen mit Ski am Fahrrad. Nachdem das Wetter für das Wochenende noch bis auf den Sonntag traumhaftes Wetter vorhersagt und zwei weitere Wahnsinnige gefunden sind, ist die Vorfreude bei mir recht groß. 

Am Donnerstagnachmittag steig ich mit bepacktem Rad etwas später als ursprünglich geplant in den Zug nach Kempten. Auf die Minute pünktlich komm ich gegen halb 10 Uhr dort an und radel noch kurz zur Eric's WG. Prompt fahr ich erstmal dran vorbei, weil ich von der Herrschaftlichkeit des Gebäudes verunsichert bin. Also Wendehals und erstmal ankommen.

Mir ist zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass es eine kurze Nacht werden wird und einerseits ärgere mich, dass ich nicht früher von Zuhause weggekommen bin und anderseits freu ich mich sehr, dass sich Eric bereits ums Abendessen gekümmert hat. Wir packen noch gemeinsam unsere Räder etwas um und ich bin doch etwas skeptisch über die abenteuerlich Konstruktion die Eric an seinem Fahrrad wählt. „Wird schon halten.“, denk ich mir...

 

Eric:

Meine Sachen gepackt und Abendessen fertig kommt Georg um 09:45 Uhr bei mir in der WG in Kempten an. Es steht jetzt schon fest, es wird eine kurze Nacht. Nach dem Abendessen bereiten wir unsere letzten Sachen vor und bepacken unsere Räder. Um 00:00 Uhr schaffen wir es dann endlich ins Bett.

Freitag 26.04.2024: Fahrradtour Kempten - Karwendelhaus

 

Georg:


Nach einer kurzen Nacht starten wir pünktlichst um 6 Uhr unsere Reise in Richtung Scharnitz. Das Wetter ist optimal und wir kämpfen uns durch das wellige Terrain aus Kempten heraus in Richtung Reutte.

Ich bin angespannt und rechne immer wieder im Kopf durch zu welchen Uhrzeiten, wir spätestens wo sein sollten, dass wir es heute noch aufs Karwendelhaus schaffen. Die 130 Kilometer möchte man jetzt meinen, radelt man doch einfach ganz entspannt noch am Vormittag runter, wenn man in der früh startet...ja, des mag schon sein, wenn man keine Ski, Skischule, LVS-Ausrüstung, Ski Klamotten, Steigeisen,... am Fahrrad dabei hat. Mit eben jenem Trainingsgewicht dauert die Fahrt dann schon etwas länger und wir hatten schon zu tun einen 15er netto Schnitt zu halten. Deswegen überlegte ich zu Beginn auch immer Mal wieder auf die nebenan laufenden Bahn bis Reutte auszuweichen, um die Wahrscheinlichkeit heute noch anzukommen deutlich zu erhöhen.

Kurz nach Pfronten geht es dann das erst Mal über die Grenze und kurz darauf gibt's auch den ersten Boxenstopp am Supermarkt. Bis hierher waren die Straßen größtenteils super zu fahren und auch der Verkehr hielt sich sehr in Grenzen.

 Das ändert sich nun. So müssen wir uns den vielbefahrenen Fernpass Hochkurbeln, da die anderen Alternativen aufgrund der noch vorhandenen Schneelage unpassierbar sind. Zu Beginn schauen wir trotzdem nochmal kurz, ob wir eine Umgehung finden und ob Fahrrad fahren hier überhaupt erlaubt ist, dann geht es schon unter der Highline 179 hindurch. Die meisten Autofahrer sind relativ rücksichtsvoll, aber ein paar ****** gibt es immer und genau wegen denen hatte ich schon ein ganz schlechtes Gefühl. Also versuchte ich, dass Tempo zu erhöhen ohne Eric zu verlieren, um möglichst schnell von dieser Straße zu kommen. Das Tempo ist dann auch zu hoch und die Konzentration auf die Straße zu permanent, um den Abzweig nach Heiterwang auf dem Navi noch im Handlungsbereich zu realisieren. Das 100 m nach dem Abzweig stehende Schild, dass man ab hier nicht mehr Radfahren darf, machte die Situation dann auch nicht besser. „Scheiße!“, denk ich mir. „Ganz schlecht. Erstmal weiterradeln. Wenden ist hier ein Himmelfahrtskommando.“ Beim Erblicken des ersten Tunnels rattert mein Kopf: "Da können wir nicht reinfahren, da werden wir abgeräumt." Also bleiben wir vor dem Tunnel auf dem nichtvorhanden Seitenstreifen stehen. Erstmal kurz durchatmen. Die Situation scheint erstmal ausweglos, bis gegenüber in der Lärmschutzwand ein Tor auffällt. "Also wenn wir da durch könnten...des wär gut, wenn’s da net weitergeht müssen wir die Scheiße hier bis zum Abzweig wieder zurück." In dem Moment muss ich auch dran denken, dass mir Eric an Abend noch erzählt hat, dass er bis dato noch nie über 60 km gefahren ist und es ohnehin erst die zweite Fahrt mit dem neuen Fahrrad ist. Was er sich wohl grad denkt?

Wir passen einen Moment ab, um die Straße zu überqueren und glücklicherweise geht das Tor tatsächlich auf. „Wahnsinn!“ Dahinter stehen wir erstmal 30 cm im Schnee. „Egal. Endlich weg von dieser Straße!“ Nicht auszudenken hätten wir uns die abgefahren Meter nach dem verfehlten Abzweig wieder nach oben kurbel müssen. Dann doch lieber 200 m durch den Schnee schieben bis zur nächsten Straße.

Ich bin mental das erste Mal angekratzt, weil ich den Abzweig am Navi nicht gesehen haben, sich der Schlafmangel bemerkbar macht, die Aktion ne halbe Stunde verschlungen hat und ich mich sehr verantwortlich für Eric fühle. Für Letzteres gibt es allerdings eigentlich gar keinen Grund, denn Eric fährt bis dato überragend.

Es geht weiter immer in Richtung Ehrwald. Schleppend. Sehr schleppend. Der Fahrradweg verläuft auf einem Forstweg, auf dem wir nur sehr langsam vorwärtskommen und Angst haben müssen, bei jedem Schlag durch die überfahrenen Regenrinne mit einem Platten davonzukommen. Das erste Mal komme ich ins Grübeln, ob wir uns nicht zu viel zugemutet haben. Wir haben gerade so die Hälfte der Wegstrecke nach Scharnitz hinter uns.

Endlich kommen wir in Ehrwald an und fallen direkt in den ersten Supermarkt ein. Dort machen wir eine Pause und vespern eine kurze Runde in der Sonne. Ich checke nochmal das Navi und Stelle erfreulich fest, dass es eigentlich, bis Garmisch nur noch bergab gehen müsste. So ist es dann auch. Gut für den Kopf und die Beine. Die Abfahrt kommt genau zum richtigen Zeitpunkt und innerhalb einer Stunde stehen fast 40 km mehr am Tacho. Es fühlt sich für mich wieder machbar an. Den Schwung der Abfahrt nutzen wir und fahren direkt nach Mittenwald weiter. Dort angekommen stocken wir unserer Vorräte auf und fahren mit Proviant für zwei Tage in Richtung Scharnitz. Kurz bevor wir dort ankommen hat Eric noch einen Platten. "Des hat etz noch sein müssen" ,denk ich mir. Aber gut hilft nix. Rad ausbauen, kurz verzweifeln, weil der Reifen net übers Felgenhorn springen will, erstes Loch finden und flicken, beim zweiten ebenso und alles wieder  einbauen. "Hoffentlich das letzte Mal heute", denk ich mir.

In Scharnitz geht es dann relativ schnell zur Sache, der Forstweg steilt sich auf und ich komm ganz schön ins Schwitzen, bis wir endlich in dem Tal drin sind. Danach flacht der Weg deutlich ab und wir treffen auf andere Skitourengeher, von denen wir die Information über super Verhältnisse bekommen.

Wir fahren weiter bis wir hinter der Wildtierfütterung unsere Räder abstellen und auf Skitourenbetrieb umrüsten. Sollten wir am Sonntag die Karwendelreibn gehen können, würden wir direkt hier rauskommen, wo jetzt unsere Räder stehen. Perfekt. Genau bis hierher hat man das Fahrrad noch fahren/schieben können. "Mein Gott haben wir das hier perfekt erwischt. Dusel."

Die ersten Meter auf den Ski fühlen sich für mich unglaublich befreiend an. Endlich. "Jetzt noch schnell die 500 Hm rauf zum Karwendelhaus und dann haben wirs geschafft. Wahnsinn." Zuerst geht es relativ flach dahin und die Höhenmeter in Richtung Hütte schwinden nur langsam. Nach kurzer Zeit kommen wir im Talschluss an und die ersten Serpentinen in Richtung Hütte beginnen. Jetzt eigentlich nur noch 300 Hm. "Des dauert etz nimmer lang", wabert es mir immer wieder durch den Kopf. Doch es wird anstrengender. Es ist nicht mehr gespurt und ich sinke bei jedem Schritt gute 20 cm wieder ein und auch die Forststraße tut alles mit minimaler Steigung, um uns möglichst lange zu quälen.

"Des kann doch etz net sein, dass des sich etz bis zu Hütte so hochzieht." Ich merk, wie meine Beine der Radfahrt zuvor so langsam Tribut zollen auf dieser schier nicht enden wollenden Forststraße. Eric hat auch schon länger nichts mehr gesagt, also versuch ich ihn mit den nur noch wenigen ausstehenden Höhenmetern zu montieren. Klappt mittelmäßig, wenn man bedenkt, dass 20 Hm so schnell vergehen, wie sonst 50 Hm. "Oh man, was ein Hatscher".

Oben auf dem Hochplateau angekommen sind es nochmal 70 Hm, die nach oben zum Winterraum gespurt werden wollen. Ich bin froh als ich endlich oben bin. Beim Zurückschauen seh ich, wie sich Eric nach oben quält. "Was ne Maschine der Kerl! Noch nie über 60 Kilometer Rad gefahren und dann hier heute mit wenig Schlaf nach fast 140 Kilometern mit dem Fahrrrad noch hoch. Wild."

Der Winterraum ist ein Traum. Sogar Getränke sind oben. Wahnsinn. Vielen Dank an die Betreiber! Der Winterraum setzt wieder neue Kräfte frei und so brennen die beiden Öfen in Windeseile und wir köcheln noch Spaghetti Carbonara und trocknen unsere Klamotten.

Gegen 23 Uhr fallen wir ins Bett und ich bin überglücklich und stolz, dass wir diese Tour heute geschafft haben. Einen riesen Respekt an Eric der die Tour so durchgezogen hat und Bock drauf hatte seine Grenzen zu verschieben. Wirklich krass!

 

Eric:


Der große Tag steht an: Der Wecker klingelt um 05:00 Uhr, nach 10 min schlummern stehen wir dann auch mal auf. Wir frühstücken und bereiten die allerletzten Sachen noch vor um dann pünktlich um 06:00 Uhr auf den Rädern zu sitzen.

 Schnell merk ich, dass es doch nicht so entspannt wird diese 130km durchzuhalten. Dank regelmäßiger Pausen kommen wir, trotz einigen Kilometern auf dem Fernpass, ganz gut durch. Die letzten Kilometer vor Ehrwald ziehen sich, dank Schotterradwegen, Schlaglöchern und einiger Höhenmeter, wie Kaugummi. Aber eine längere Pause mit Pizza, Bananen und Joghurt vom Feneberg gibt uns neue Energie.

Nun steht die coolste Etappe bevor: Die bisher geradelten Höhenmeter können wir bis Garmisch wieder runterballern. So schaffen wir in einer Stunde noch mal einige Kilometer und nutzten die Euphorie um direkt bis nach Mittenwald durchzufahren. Hier machen wir Mittag, gehen unsere Vorräte einkaufen und packen vor dem Baumarkt unsere Müslirationen und Weckla fürs Wochenende. Ich spür die Beine schon gut, aber die Zeit sitzt uns im Nacken, deshalb wollen wir auf dem flachen Stück vor Scharnitz noch mal bissl Gas geben. Natürlich muss ich ausgerechnet jetzt einen Platten haben. Flickzeug und Ersatzschlauch habe auch nicht dabei. Nach etwas Mühen den Reifen von der Felge runter zu bekommen und mit Georgs Flickzeug schaffen wir es dann doch halbwegs zügig weiter zu kommen.

Nach Scharnitz warten dann noch mal einige Höhenmeter auf uns. Meine Beine brennen, aber das Ziel ist in greifbarer Nähe. An der Schneegrenze angekommen stellen wir unsere Räder ab und die ersten 130km sind geschafft.

Jetzt heißt es noch bis zum Karwendelhaus hochcruisen. Die ersten Meter noch voll motiviert und voller Elan, merke ich doch relativ bald, dass ich an meine Grenzen komme. Doch man sieht immerhin inzwischen das Karwendelhaus. Der Forstweg hat eine Steigung von gefühlt 0,5%, wodurch sich der Weg nur noch länger zieht. Die letzten 3 Serpentinen waren eine Qual, aber um 21 Uhr kommen wir endlich am Winterraum an. Jetzt noch den Ofen anschüren, Essen machen, Schnee abkochen und dann endlich ins Bett. Danke noch mal an Georg, der den Weg nach oben gespurt hat, ohne hätte ich es nicht mehr hoch geschafft.

Samstag 27.04.2024: erste Skitour Richtung Grubenkar


Georg:


Um 5 Uhr klingelt der Wecker. "Oh Gott. Katastrophe" Ich dreh mich nochmal um. Im komatösem Halbschlaf drück ich mich vor dem Aufstehen, auch wenn ich weiß, dass wir eigentlich früh weg müssen. Gegen Viertel vor 6 kann ich mich aufraffen und unseren Kocher anwerfen. Gegen halb 7 fahren wir von der Hütte wieder auf das Hochplateau hinab, um gegenüber auf die östliche Kreuzspitze zu steigen. Beim Auffellen bemerkt Eric, dass er sein Handy vergessen hat, also setzt er nochmal an zur Ehrenrunde.

Gegen 7 Uhr kann es dann also losgehen und wir laufen in Richtung Grabenkar. Der Schnee ist noch fest und so sind nicht alle Stellen ganz ungefährlich, aber doch noch gut ohne Harscheisen machbar. Wir kommen immer höher und der Schnee wird spürbar weicher gegen halb 10 haben wir die Schatten/Sonnegrenze erreicht und wollen uns zu Beginn des steilen Kars einen Einblick in die Schneedecke gönnen. Also Schneeprofil graben und verschiedene Schneeschichten entdeckt und ein ECT machen, nachdem der Lawinenlagebericht auch immer wieder von Altschneeproblemen geschrieben hatte. Dabei hatten wir dann beim ECT eine Bruchinitierung beim 19. Schlag, aber keine Bruchfortpflanzung. Also schon Mal gar keine so schlechte Schneedecken-Stabilität im Altschnee. Allerdings wurde während wir dort oben standen der Schnee immer feuchter und auch die Anzahl an kleinen spontan nassen Lockerschneerutschen ins Kar wurden deutlich häufiger.

Oben-Rechts: Ergebnis Extended Column Test

Unten: Ergebnis Kleiner Blocktest

So kamen wir aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit und der damit verbundenen noch späteren Rückkehr, sollten wir weitergehen, zu dem Entschluss das Risiko für die Nassschnee Problematik nicht einzugehen und das obwohl der Altschnee doch recht stabil zu sein schien zu verzichten.

So ergab sich die Möglichkeit an nahezu gleicher Stelle Eric noch den kleinen Blocktest zu zeigen, der gerade bei weicherer Schneeoberfläche noch zuverlässiger Schwachschichten zeigen kann. Also vielleicht von vornherein die bessere Wahl gewesen wäre. Und dieser liefert dann das überraschende Ergebnis, dass sich beim ersten mäßigen Schlag die oberen 20 cm auf einer glatten Oberfläche verabschiedeten. "Nicht mehr ganz so gut und nur zwei Meter neben dem ECT, welches ne ganz andere Schneedecken-Stabilität vermittelt hat. Hat sich Mal wieder gezeigt, dass des wirklich nur genau für den Platz gilt. „Oh man."

(Für alle Interessierten: https://lawinenwarndienst.bayern.de/lawine-daumenmethode-einzelhang-schneedeckenstabilitaet-schneedeckentest-ect-kbt/)

Nach der passablen Abfahrt entschlossen wir uns auf der Suche nach Handynetz noch etwas Richtung Falkenhütte zu laufen, um Informationen über den Lawinenlagebericht zu bekommen und das Wetter und natürlich von Filip von dem wir uns beide nicht mehr sicher waren, ob er noch kommt, sollte das Wetter für morgen so schlecht angemeldet sein. Leider war uns nirgends etwas Handynetz vergönnt, sodass wir nach einem längeren Plauderründla wieder in Richtung Winterraum trotteten.

Dort angekommen räumt wir schon etwas auf, machten Holz und schaufelten den Eingang etwas mehr frei, um am Morgen diese Aufgaben nicht mehr erledigen zu müssen.

Und immer wieder schweifte dabei unser Blick ins Tal, ob wir irgendwo unseren Fipsi erspähen können. Aber keine Spur. Also begannen wir so langsam mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Während dessen bekamen wir noch den ein oder anderen Tipp für die morgige Tour, aber auch für viele weitere Touren von den Locals vor Ort und mapften schlussendlich unser Abendessen. Gerade als dieses mehr oder weniger beendet war und wie beide ins Bett gehen wollten, stand Filip in der Tür. "Mega!" Ganz entrüstet war er als ich eröffnete, dass ich gedacht hätte, er würde nicht mehr kommen, nachdem das Wetter für morgen anscheinend eher unbeständig vorhergesagt wurde. Umso größer war die Freude bei mir, dass er doch noch gekommen ist. Also noch schnell ein spartanisches Menü gezaubert und den Plan für morgen besprochen. Danach ging's relativ zügig in die waagrechte. Bei mir im Kopf kreisten dann beim Einschlafen die Gedanken über die morgige Tour bezüglich des Wetters und vor allem des Lawinenlageberichts, weil in meiner Wahrnehmung das heute erlebte schon etwas kitzliger war, als es der LLB noch vor zwei Tagen vorhergesagt hatte.

 

Eric:
Die Nacht war kurz, der Wecker klingelt um 6:00 und ich komm kaum aus dem Bett. Gestärkt vom Frühstück, bestehend aus dem Rest Spagetti Cabonara von gestern und Müsli, geht’s um kurz vor Sieben auf Skitour. 80 Hm unterhalb der Hütte, fällt mir auf, dass ich mein Handy vergessen habe… Mit kleiner Ehrenrunde geht’s dann durch eine Kar hoch zur Östlichen Karwendelspitze. Der Aufstieg ist sehr schön, das Wetter traumhaft. Mit der Sonne schmilzt aber auch die Schneedecke auf und es beginnt an den Wänden um uns rum, alle paar Minuten eine Lawine abzugehen. Daraufhin beschließen wir ein Schnee ECT zu machen und merken, dass die Schneedecke zu riskant zum Weitergehen ist. Da ich noch nie einen Klopftest gemacht habe und die Tour jetzt um 12 Uhr eh vorbei ist, zeigt mir Georg noch wie der Blocktest geht und auch der spricht gegens Weitergehen. Die Abfahrt auf dem Aufgeweichten Schnee ist zwar anstrengend, macht aber trotzdem Spaß. Auf der Suche nach Empfang machen wir noch mal eine kleine Tour weiter ins Tal rein. Gefunden haben wir zwar keinen, dafür aber eine Bank, auf der wir den Ausblick genießen und noch paar gute Gespräche in der Mittagssonne führen.

 Wunderbarer Blick in Richtung kleinem Ahornboden, Falkenhütte und der Laliderer Wand

 Am frühen Nachmittag treffen wir dann wieder beim Winterraum ein. Die Tour war zwar weniger anstrengend aber dafür eine gute Erholung nach gestern und dem Brummer den wir uns für morgen vorgenommen haben. Wir nutzen den weiteren Nachmittag, um gespannt auf Filip zu warten, Pudding zu verschlingen und den Ausblick zu genießen, Essen zu kochen, sowie um mit den 3 weiteren Leuten ins Gespräch zu kommen die inzwischen auch an der Hütte eingetroffen sind.

Abendessen vor der Hütte, immer mit dem Blick in Richtung Tal, keine Spur von unserem Fipsi

Nach dem Packen für den nächsten Tag beschließen wir um 20:00 schlafen zu gehen. Doch dann ist die Freude noch mal groß: Filip, von dem wir dachten, er bleibt angesichts des morgigen Wetterberichts Zuhause, steht plötzlich vor der Tür. Jetzt noch mal schnell Essen kochen und dann ab ins Bett.

 

Filip:
Mehr oder weniger ausgeschlafen nach dem Nachtdienst machte ich mich Samstag Mittag mit dem Auto in Richtung Scharnitz. Aufgrund meinem nicht in ausreichender Anzahl vorhanden Münzgeld für den Parkautomaten , entschloss ich kurzerhand die Bike&Ski Tour um 5km „Bike“ zu verlängern und an der Bundesstraße in Mittenwald zu parken. Also Skier auf den Rucksack gepackt und los ging die Fahrt gegen 16:00 Uhr ins Karwendeltal. Nach dem ersten verpassten Abzweig gings dann auch in Eile weiter um noch pünktlich zum Abendessen zu Schorsch und Eric zu stoßen. Nach einer zweistelligen Anzahl an Abstiegen aufgrund von Schneematsch und dem Hinterfragen wie lang denn 16km nochmal sein können, kam ich in der Dämmerung bei Schorsch und Eric im Karwendelhaus an und wurde prompt von einem herzlichen „Was du bist da? Wir haben schon gegessen, wir dachten nicht dass du noch kommst“ empfangen. Nachdem Georg doch noch ein paar Nudeln aufspüren konnten und Sternekoch für mich gespielt hat, ging es für uns drei früh ab ins Bett.

Sonntag 28.04.2024: Skitour Birkkarspitze und Heimreise


Georg:


Um Viertel vor 4 klingelt der Wecker. "Ich mag noch net!" Nur langsam schäle ich mich aus meinem Hüttenschlafsack und versuche möglichst leise zu sein, um die übrigen Leute nicht zu stören. Filip und Eric sind beide auch schon fleißig am werkeln, wodurch wir gegen halb 6 schon in Richtung Birkarspitze unterwegs sind. "Guter Start!"

Mit dem frühen Aufbruch wollten wir der Sonne etwas zuvorkommen, von der wir von gestern wussten, dass bereits gegen halb 9 die steile Querung im oberen Teil der Tour die ersten Sonnenstrahlen abbekommt. Und uns zudem die Option der Karwendelreibn offenhalten, sollte das Wetter mitspielen.

Hinter der Hütte geht es direkt steil los und man schlängelt sich durch die Lawinenverbauung hindurch auf den Sommerweg und quert auf diesem immer leicht ansteigend ins Schlauchkar. "Mein Gott. Zum Glück sind wir hier oben lang, da unten im Schlauchkar wäre des so viel mühsamer geworden."

Dort angekommen fliegt bei der ersten Böhe erstmal Eric die Mütze weg. "Ohje." Nun übernimmt Filip die Spurarbeit von Eric, der bis dahin eine super Linie getroffen hat und arbeitet sich im teilweise tiefen Schnee weiter nach oben. Beim Zurückschauen können wir die beiden anderen Zweier Teams sehen die auf unserer Spur ordentlich Tempo machen.

Kurz vor der Querung machen wir auf einem kleinen Plateau noch einmal eine kurze Pause und werden vom ersten Team eingeholt, die sich aber auch nicht wirklich ums Spuren reißen.

Also werf ich mein Aggregat an und quäl mich etwas mühsam nach oben. Richtig Bock hab ich nicht zu Beginn. Auch meinem Kopf ist noch etwas unwohl innerhalb dieser exponierten Lage in diesem Kessel und oberhalb der Abbrüche. Dieses verfliegt jedoch immer mehr als ich langsam meinen Rhythmus finde. Der Schnee ist hier oben noch ganz passabel und auch die Sonne hat es noch nicht hier hereingeschafft. "Optimal" Kurz unterhalb der Scharte übergebe ich die Spurarbeit an einen der beiden anderen hinter uns und bin ganz froh, dass wir nun gleich endlich oben sind. Oben angekommen peitscht und erstmal der Wind ins Gesicht und wir sehen noch wie es zuzieht. "Scheiße! Des kann doch etz net sein."

Also verkriechen wir uns ertsmal in die kleine Birkarhütte am Grat, um unsere Steigeisen anzuziehen. Nach kurzer Pause geht es dann auch schon die letzten Höhenmeter zum Gipfel der Birkarspitze hinauf. Der Schnee ist wirklich optimal zum stampfen und so stehen wir um 9 Uhr am Gipfel. „Eigentlich alles optimal, wenn doch nur das Wetter ein bisschen besser wäre.“

Unten an der Hütte wieder angekommen diskutieren und warten wir fast eine Stunde lang, ob wir es wagen können und sich das Wetter nochmal verbessert. Schlussendlich kommen wir zu der Entscheidung hier abzubrechen und wieder zu kommen, die Sicht ist einfach zu schlecht für die Überschreitung der Ödkarspitzen. Schade!! Die Verhältnisse hier oben ansonsten wären top.

Die Abfahrt im oberen Teil ist wunderbar und es hat tatsächlich noch etwas Pulver. Je tiefer wir allerdings fahren desto mühsamer wird die Angelegenheit. Ich tu mich richtig schwer und fühl mich wie ein totaler Anfänger, während es bei Eric richtig lässig aussieht. Am Ende des Neunerkars beginnt dann die andere Schinderei durch die Latschen. Immer wieder müssen wir durch die Latschen hindurchrutschen. Mühsam. Ich hab gar keinen Bock mehr. „Was ne Rotze hier!“ 

Immer wieder müssen die Ski ausgezogen und nach 2 Metern wieder angezogen werden. So geht das eigen ganze Weile bis wir wieder auf den Forstweg zum Karwendhaus stoßen. Auch hier wiederholt sich die Prozedur und wir sammeln fleißig neue Kratze an unseren Skieren. Schon erstaunlich, dass wir hier noch vor zwei Tagen im Schnee eingesunken sind und heute gerade so noch auf den Resten runterfahren können. Irgendwann sind aber auch diese Reste aufgebraucht. Auf dem Weg zu unseren Rädern schweift mein Blick immer wieder zum Himmel. Ich kann es einfach nicht fassen: Es strahlt die Sonne und es ist annähernd blauer Himmel. „Des kann net sein.“, denk ich mir. Aber klar, dass des jetzt so gekommen ist. Wären wir in die Reibn eingestiegen wäre es wahrscheinlich schlechter geworden…des Wetter kamma net da zwinga, hat Mal jemand gesagt. So ist es. Leider.

Am Fahrrad angekommen packen wir wieder alles um, und verstauen unser Zeug in den Satteltaschen. Die Bremsen kommen zu mindestens bei meinem Rad schon gefühlt an ihre Grenzen während sie versuchen die gut 130 kg Systemgewicht vor einem Raketenstart bergab zu bewahren. Unten in Scharnitz angekommen besprechen wir nur kurz, ob nun Filip jemanden im Auto mit nach München nimmt oder nicht und radeln weiter in Richtung Mittenwald. Dort angekommen steigt Filip in sein Auto und Eric und ich ballern noch weiter nach Garmisch zum Zug. Dort kommen wir perfekt an und fahren ganz gemütlich mit dem Zug wieder in die Heimat.

War Mal wieder eine mega Aktion. Danke an Eric, dass er die Motivation hatte, bei sowas eher Wildem mitzumachen und an Filip, der nach einer anstrengenden Nachtschicht trotzdem noch aufs Karwendelhaus aufgestiegen ist. Riesen Respekt an euch beide! Gerne wieder.

 

Eric:


Um 4:30 klingelt der Wecker. Aufstehen will ich zwar nicht, aber wir müssen auf der Birkarspitze oben sein, bevor die Sonne den Schnee aufweicht und die Lawinengefahr wieder steigt. Schnell frühstücken, Zeug packen, versuchen die anderen Übernachter nicht zu Wecken und dann geht’s auch schon los. Es ist schon hell genug, dass man auch ohne Stirnlampe alles sehen kann. Nach den ersten Hm müssen wir direkt erst mal die Ski tragen, um ein Latschengebiet zu passieren. Ab da spure ich erst mal bis wir zum Schlauchkar kommen. Im Kar haben wir dann die angekündigten Böen zu spüren bekommen und meine Lieblingsmütze hats mir direkt vom Kopf geweht. Ab hier wurde es auch richtig steil und harschig, der Aufstieg mühsam. Weiter oben wurde der Schnee besser, die Beine aber auch immer matschiger. Nach 1000 Hm erreichen wir dann das Birkarhüttl, essen noch schnell ein Weckla und ziehen die Steigeisen vom Wind geschützt an. Mit Pickel und Steigeisen erklimmen wir noch die letzten Meter zur Birkarspitze. Ein richtig geiler Aufstieg der ultra Spaß gemacht hat. Die Sicht am Gipfel ist aber sehr eingeschränkt und die Böen sehr stark.

Optimale Bedingungen nicht nur beim Abstieg vom Gipfel, nur das Wetter könnte besser sein

Zurück in der Schutzhütte entscheiden wir uns wegen des Wetters dagegen die Karwendelreib´n durchzuziehen und kürzen unsere Tour etwas ab. Wir fahren unseren Aufstieg wieder ab, aber leider keine Spur von meiner Mütze. Die obere Hälfte der Abfahrt ist richtig geil. Paar Meter zum rein kommen hats gebraucht, dann läufts aber richtig gut. Bis dann der Schnee zu Slusheis wurde und der Hang nur noch aus Latschen besteht. Mühsam kämpfen wir uns bis zum Forstweg vom Aufstieg am Freitag, um dann zu merken das der meiste Schnee schon weggetaut war. Frustriert, mit einigem Auf- und Abschnallen, paar Hitzschlägen und 500 neuer Kratzer im Ski haben wir dann endlich Fipsi´s Fahrrad erreicht. Ab hier lag kaum Schnee mehr und wir mussten unsere Ski fast ganz bis zu unseren Rädern tragen.

In ständiger Angst, auf dem Schotter wieder einen Platten zu bekommen gings dann runter nach Scharnitz und dann weiter nach Mittenwald, wo Filip geparkt hat.

Georg und ich entschließen uns zum Bahnhof nach Garmisch noch mit dem Rad weiterzufahren. Ich bin zwar skeptisch, ob meine Beine da so viel Lust draufhaben, aber es hieß es geht nur bergab. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn wir noch mal Vollgas gegeben haben und meine Beine geweint haben. Dafür sind wir die Bundesstraße runter nach Garmisch fast mit nem 50er Schnitt runtergeballert, einfach geil. Am Bahnhof angekommen noch schnell ein LKW und eine Breze holen und dann ab in den überfüllten Zug nach München. In München trennen sich dann unsere Wege und für mich geht’s weiter nach Kempten und dann schnurstracks ins Bett. Riesigen Dank noch mal an Georg der mir auf der Tour so viele neue Sachen gezeigt und ermöglicht hat.

 

Filip:

Am nächsten Tag standen wir gegen 05:30 Uhr auf den Skiern und nach der bereits am Vorabend aufgetauchten Frage, in welcher Art und Weise im Führer die Lawinenverbauungen über der Hütte gezählt werden („Zählt die kurze, kleine jetzt als ganze oder doch als gar keine?“) fanden wir doch die richtige Querung und es ging ab ins Schlauchkar. Mit ein paar Mitstreitern aus Mittenwald wechselten wir uns beim Spuren ab und kamen ziemlich verfroren (Windböen bis 100 km/h) zur Birkkarhütte in der Gratscharte.

Dann hieß es, Steigeisen an, und die letzten Höhenmeter zum Gipfel. Aufgrund der unbeständigen Wetterprognose verzichteten wir auf unseren ursprünglichen Plan „Karwendel- Reib´n“ und entschieden uns für die Abfahrt. Nach zahlreichen Bekanntschaften mit Latschen und eher mäßigen Schneeverhältnissen kamen wir wieder bei unseren Rädern an und konnten die schöne Abfahrt mit dem Rad aus dem Karwendeltal hinaus genießen.

 

Danke schönes Karwendel für die großartige Zeit. Wir kommen wieder!